Über drei Millionen Menschen sind seit dem Überfall der russischen Armee auf die Ukraine geflohen. Nach Polen nimmt das ärmste Land Europas, Moldawien, die zweitgrößte Menge an Geflohenen auf. Fast eine halbe Million Menschen, vor allem Mütter mit Kindern, haben hier Zuflucht gesucht. Für das kleine Land mit insgesamt 2,6 Millionen Einwohnern eine kaum zu stemmende Aufgabe.
Für Rosian Vasiloi, Chef der moldawischen Grenzpolizei, steht die Hilfe für die Flüchtenden im Vordergrund. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sollen so wenig Menschen wie möglich in Notunterkünften und Zelten untergebracht werden. Mehr als hunderttausend Geflohene, davon rund die Hälfte Kinder, sind in Moldawien geblieben.
Die überwältigende Hilfsbereitschaft der Moldawier ist der einzige Trost für die verzweifelten Menschen. Viele räumen teilweise ihre ohnehin kleinen Wohnungen. Andere, wie Anatolie Botnaru, stellen ihre Hotels und Tourismusunterkünfte kostenlos zur Verfügung. Sein Personal arbeitet weiter im Wissen, dass es ohne Einnahmen auch keinen Lohn gibt. „Wer weiß“, sagt Botnaru, „wenn der Wahnsinn im Nachbarland weitergeht, sind wir womöglich die nächsten, die auf der Flucht sind.“
Tatsächlich macht sich im ganzen Land Angst vor den Russen breit. Denn auch Moldawien war Teil der Sowjetunion. Der Osten des Landes, an der Grenze zur Ukraine, wo vor allem Armeeangehörige und deren Familien lebten, spaltete sich bereits von Moldawien ab. Was ist, wenn die russische Armee ihren Vormarsch weitertreibt? Diese Frage stellen sich sehr viele Moldawier. Auch Lilia Brehov. Sie ist Bürgermeisterin des Dorfes Gura Bâcului, das unmittelbar am Grenzfluss liegt. Nun sind hier die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen, und das bisher Undenkbare scheint wieder möglich: dass die Menschen, die das Wenige, das sie besitzen großzügig teilen, bald selbst zu Flüchtlingen werden.
Reportage (D 2022, 32 Min)
#moldavien #krieg #ukraine
Video auf YouTube verfügbar bis 19/12/2022
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