Die deutsche Wirtschaft steckt in der schwersten Rezession der Nachkriegsgeschichte. Viele Unternehmen sind in eine Art Angststarre verfallen – sie fürchten nichts mehr als einen zweiten Lockdown. Die Folgen wären dramatisch.
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing wirkt dagegen auffallend gelöst – er hat offenbar das Schlimmste schon hinter sich: Fast zwei Jahre musste er gegen die ständigen Zweifel der Investoren und Regulatoren ankämpfen. Der Bedeutungsverlust seines Instituts, einst Schaltstelle der mächtigen Deutschland-AG, war ständig spürbar.
Nun steht er selbstbewusst auf dem Podium einer Frankfurter Bankenkonferenz und trägt im Gegensatz zu seinen Kollegen keine Krawatte. Auf kritische Fragen reagiert er gelassen. Eine erneute Bankenkrise schließt er trotz der Corona-Pandemie auf absehbare Zeit aus: „Mit Blick auf die nächsten zwölf bis 18 Monate sehe ich die Banken in einer guten und komfortablen Stellung.“
Deutlich weniger optimistisch ist dagegen Felix Hufeld, Chef der deutschen Finanzaufsicht Bafin: „Wir werden nicht schmerzfrei aus dieser Sache herauskommen, so viel steht fest“, sagte er. „Das dicke Ende steht noch aus“, fürchtet Hufeld. Er beobachtet große Unterschiede zwischen der Selbsteinschätzung der Branche und einigen Analysten.
Banken gelten als das Herzkreislaufsystem der Wirtschaft. Mit ihren Krediten ermöglichen sie den Unternehmen Investitionen und sind damit ein wichtiger Treiber des Wachstums. Mit den finanziellen Hilfen der Geldhäuser können Unternehmen schwierige Zeiten überbrücken. In der Krise sind sie deswegen ein wichtiger Stabilisator für jede Volkswirtschaft.
Aber können dadurch auch selbst zum Krisenfall werden. Dieses Schicksal drohte einst der Commerzbank, die einen fünf Milliarden Euro schweren Kredit an den hoch verschuldeten Autozulieferer Schaeffler vergeben hatte. Das Familienunternehmen hatte in der Finanzkrise den Autozulieferer Continental geschluckt und hatte sich dabei fast übernommen. Wäre Schaeffler umgefallen, hätte das eine Milliardenabschreibung für die Commerzbank bedeutet.
Das ist selbstverständlich ein Extremfall und ist auch bedingt durch die vorherige Fusion der Commerzbank mit der Dresdner Bank. Normalerweise ist das Schicksal einer Bank nicht so eng an einzelne Unternehmen geknüpft. Im Gegenteil: Die Institute sind dazu verpflichtet, ihre Risiken über viele Unternehmen, Branchen und Regionen zu streuen.
Doch das hilft wenig, sollte es in Deutschland und Europa tatsächlich die viel befürchtete Welle an Insolvenzen geben. Dann würden fast alle deutschen Banken mit hohen Kreditausfällen zu kämpfen haben. Sind sie dafür wirklich stark genug?
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