Im Schlussspurt des Wahlkampfs ums Weiße Haus treibt US-Präsident Donald Trump seine Attacken gegen Herausforderer Joe Biden auf die Spitze. Im umkämpften Bundesstaat Minnesota bezeichnete Trump den früheren Vizepräsidenten am Freitagabend unter anderem als «schmierigen, schmuddeligen, korrupten Politiker», der sich an China verkauft habe. Zugleich versuchte der Präsident abermals, die Corona-Pandemie trotz rapide steigender Infektionen herunterzuspielen. Die Ärzte überhöhten die Zahlen, weil sie für Corona-Fälle mehr Geld bekämen, wiederholte der amerikanische Präsident eine im Internet herumgeisternde Verschwörungstheorie.
Biden verurteilte bei seinen Wahlkampfauftritten umgehend Trumps Attacke auf die Ärzte: Er «sollte aufhören, sie anzugreifen und stattdessen anfangen, seinen Job zu machen». Trump habe vor dem Virus kapituliert. Die USA bewegen sich in Richtung der Marke von 100 000 Neuinfektionen pro Tag. Am Freitag verzeichnete die Johns-Hopkins-Universität 99 321 neue Ansteckungen innerhalb von 24 Stunden und damit einen Rekordwert. Täglich sterben rund 900 Menschen. Trumps Sohn Donald Trump Jr. behauptete unterdessen in einem Interview des Senders Fox News, Medien fokussierten sich auf die Infektionszahlen, weil so gut wie niemand sterbe.
Trump, der in Umfragen sowohl landesweit als auch in mehreren möglicherweise entscheidenden Bundesstaaten hinter Biden liegt, setzt auf eine Flut von Wahlkampfauftritten, um seine Anhänger zu mobilisieren. Am Wochenende und Montag will er 14 Reden halten, mehrere davon in Michigan und Pennsylvania. Unterdessen nutzten bereits rund 87 Millionen Amerikaner die Möglichkeit, schon vor dem offiziellen Termin am 3. November per Brief oder in vorab geöffneten Wahllokalen abzustimmen.
Der US-Präsident wird nicht direkt von den Bürgern gewählt, sondern von Wahlleuten, die gemäß dem Ergebnis in den einzelnen Bundesstaaten abstimmen. Für den Sieg sind 270 Stimmen von Wahlleuten nötig.
Pennsylvania gehört mit 20 Wahlleuten zu den besonders wichtigen, umkämpften Bundesstaaten. Michigan stellt 16 Wahlleute. Trump hatte 2016 überraschend beide Staaten gewonnen. Biden liegt in ihnen laut Umfragen vorn, aber relativ knapp.
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