Vor dem geplanten Protest für die Freilassung des inhaftierten Kremlkritikers Alexej Nawalny hat es in Russlands Hauptstadt Moskau mehrere Festnahmen gegeben. Uniformierte trugen am zentralen Puschkin-Platz unter anderem einen jungen Mann weg, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur vor Ort berichtete. Die Polizei war mit einem riesigen Aufgebot im Moskauer Stadtzentrum. Auch die auf Anti-Terror-Einsätze spezialisierte Sonderpolizei OMON hatte Stellung bezogen.
Nawalnys Anhänger haben für diesen Samstag in mehr als 90 russischen Städten zu Protesten aufgerufen. Sie fordern die Freilassung des Oppositionellen, der am Montag in einem umstrittenen Eilverfahren zu 30 Tagen Haft verurteilt worden war. Nawalny soll gegen Meldeauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen haben, während er sich in Deutschland von einem Giftanschlag erholte. Der 44-Jährige und sein Team sehen das Vorgehen der Justiz politisch motiviert.
Am frühen Samstagnachmittag Moskauer Zeit zählte die Bürgerrechtsorganisation OWD landesweit bereits 329 Festnahmen. In vielen Städten etwa im äußersten Osten Russlands hatten die Proteste aufgrund der Zeitverschiebung bereits mehrere Stunden früher begonnen als in der Hauptstadt. Vielerorts griff die Polizei aber auch nicht ein, sondern ließ die Menschen marschieren, wie auf Videos in sozialen Netzwerken zu sehen ist.
In Wladiwostok, Irkutsk, Nowosibirsk und anderen Städten skandierten die Menschenmengen immer wieder den Satz «Putin ist ein Dieb». Nawalnys Team hatte Anfang der Woche unter dem Titel «Ein Palast für Putin» ein Enthüllungsvideo veröffentlicht, das beweisen soll, dass der Präsident sich aus Schmiergeldern ein «Zarenreich» am Schwarzen Meer bauen ließ. Der Kreml bezeichnet die Vorwürfe in dem mehr als 67 Millionen Mal angeklickten Film als «Lüge». Nawalny macht Kremlchef Wladimir Putin und den Inlandsgeheimdienst FSB außerdem für den Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok im August verantwortlich. Putin und der FSB weisen das zurück.
Die russischen Behörden drohen mit hohen Strafen für die Teilnahme an den nicht genehmigten Kundgebungen am Samstag. In den vergangenen Tagen waren bereits zahlreiche Mitstreiter des Oppositionspolitikers festgenommen worden.
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