Angesichts drohender Energieknappheit infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und des angestrebten Ausstiegs aus fossilen Brennstoffen wird sogar in Deutschland die Kernenergie wieder neu diskutiert, von der man sich 2022 endgültig verabschieden wollte. Eine alternative Technologie könnte die Lösung darstellen: die Kernfusion. Sie verspricht riesige Mengen klimafreundlicher Energie. Doch ist sie tatsächlich einsetzbar?
Wenn es um Kernenergie geht, ist meistens die Erzeugung von Strom durch Kernspaltung gemeint. Zwar können mit dieser kontrollierten Technologie große Mengen an Strom CO2-frei und zu vertretbaren Kosten produziert werden, aber sie ist aufgrund der hohen Risiken umstritten. Dabei wird oft vergessen, dass die in den Atomkernen gespeicherte Energie auch durch Kernfusion erschlossen werden könnte.
Diese Reaktion, bei der zwei leichte Atomkerne zu einem schwereren verschmelzen, setzt riesige Energiemengen frei. Kernfusion ist die Energiequelle der Sonne, sie verströmt nahezu unerschöpfliche Mengen an Energie. Im Gegensatz zur Kernspaltung hinterlässt die Kernfusion keine langlebigen radioaktiven Abfälle. Sie gilt gewissermaßen als der Heilige Gral der Energieproduktion, denn sie ist sauber, billig, unerschöpflich und nachhaltig – will aber partout nicht gelingen. Die Dokumentation zieht eine Bilanz des derzeitigen Forschungstandes.
Erste Station ist der International Thermonuclear Experimental Reactor (ITER) im kleinen südfranzösischen Örtchen Saint-Paul-lès-Durance, an dem 37 Länder beteiligt sind. Mit diesem gigantischen Reaktor vom Tokamak-Typ soll untersucht werden, wie sich Energie in großem Maßstab durch Kernfusion erzeugen lässt. ITER ist das weltweit ehrgeizigste Vorhaben im Energiesektor, aber auch ein Fass ohne Boden. Der Plasmaphysiker Mark Henderson, der beim ITER an der Entwicklung der Zündung mitwirkt, moniert den Verzug des Projekts und fragt sich, ob er die Fertigstellung des Reaktors überhaupt noch miterleben wird. Er zieht den Vergleich zu den Erbauern mittelalterlicher Kathedralen, deren Errichtung sich über mehrere Generationen hinzog.
In Greifswald besucht das Kamerateam die Experimentieranlage Wendelstein 7-X (W7-X) des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik, mit der die Kraftwerkstauglichkeit der Kernfusion des Stellarator-Typs demonstriert werden soll.
Auch unabhängige Forscher wie Michel Laberge von General Fusion oder Eric Lerner von Focus Fusion kommen zu Wort. Sie versuchen, die aus der Kernfusion gewonnene Energie zu weitaus geringeren Kosten nutzbar zu machen.
Dokumentation von Mila Aung-Thwin (CDN 2017, 52 Min)
#kernfrusion #energie #technologie
Video auf YouTube verfügbar bis 31/12/2022
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