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Sylt im Ausnahmezustand. Ein paar Wochen lang haben die nur knapp 16.000 Einheimischen die Insel, die zu den beliebtesten Urlaubszielen bundesweit zählt, für sich ganz allein. Und das zur besten Jahreszeit.
Das Coronavirus macht es möglich. Gäste durften nicht anreisen. Stattdessen sind Besinnung, ein paar Naturphänomene und die Sorge auf Sylt eingezogen. Was ist, wenn der Massentourismus zurückkommt?
Sylt war nach Umsetzung der ersten Kontaktsperren und gesetzlichen Auflagen binnen kurzer Zeit frei von Corona. Das weckt bei Inselfans noch größere Sehnsüchte und macht den Insulanern und Insulanerinnen im Gegenzug Kopfzerbrechen.
Eine historische Zäsur fegt fortan über den sonst so touristischen Hotspot. Während die einen diesen Zwangsstopp genießen, werden die, die von oft gut betuchten Gästen leben, nervös.
Die Sylter selbst bekommen unfreiwillig neue Rollen in ihrem Leben: Moritz Luft zum Beispiel, Geschäftsführer der Sylt Marketing GmbH, ist, ohne gefragt zu werden, so etwas wie die Stimme der Geschäftswelt geworden. Er besucht fast täglich Hotels, Gastronomiebetriebe, Bürgermeister, um die ständig aktualisierten Auflagen zum Neustart des Geschäftslebens zu besprechen und zu begutachten. Er muss viel reden, trösten, mutmaßen. Schriftstellerin Susanne Matthiessen, gebürtige Sylterin, wollte eigentlich zu Beginn des Jahres ihr erstes Buch über ihre Kindheit auf Sylt veröffentlichen. Aber dann kam Corona und die Vermarktungs-Wege waren blockiert. Susanne Matthiesen reagierte prompt: sie schrieb ein Internet-Tagebuch über Sylt im Shutdown und erreichte damit ungeahnt viele Fans.
Alexander Steinmetz von der Nordseeklinik Westerland ist Chefarzt der Radiologie und Ärztlicher Direktor. Mit seiner Familie lebt er in Westerland. Auch wenn er stolz auf sein Krankenhaus und dessen Aufrüstung für den Corona-Ernstfall ist, so mahnt er doch vor zu schnellen Lockerungen aller Kontaktsperren. Sylt ist kein normaler Urlaubsort, sondern ein heiß begehrter Strandszenespot, ähnlich wie Ischgl in der Bergwelt Österreichs.