Zwei Tage nach seiner Einlieferung in die Klinik hat US-Präsident Donald Trump mit einem kurzen Ausflug massive Kritik auf sich gezogen. Am Sonntagabend ließ er sich in einem gepanzerten Geländewagen überraschend an Anhängern vorbeifahren, die sich vor dem Militärkrankenhaus in Bethesda versammelt hatten. Ein Mediziner an der Klinik warf dem ansteckenden Präsidenten Verantwortungslosigkeit vor. Das Weiße Haus verteidigte Trumps Aktion mit dem Argument, dass sie vom medizinischen Team als sicher eingestuft worden sei.
In einer fast zeitgleich veröffentlichten Videobotschaft erklärte Trump, dass seine Infektion ihn viel über Covid gelehrt habe. Dies sei die wahre Schule und etwas anderes, als nur darüber zu lesen. «Ich kapiere es, und ich verstehe es», erklärte der Präsident, der die seit sieben Monaten tobende Pandemie wiederholt heruntergespielt hat. «Und es ist eine sehr interessante Sache.»
Sein Kurztrip im Geländewagen ließ beim Arzt James Phillips jedoch Zweifel aufkommen. «Jede einzelne Person, die während dieser total unnötigen präsidialen „Vorbeifahrt“ im Fahrzeug war, muss jetzt für 14 Tage in Quarantäne», schrieb der Mediziner auf Twitter. «Sie könnten krank werden. Sie könnten sterben. Für politisches Theater. Von Trump angehalten, ihre Leben für Theater aufs Spiel zu setzen. Dies ist Wahnsinn.» Gemäß Richtlinien des Zentrums für Seuchenschutz und Prävention sollte der Transport eines Patienten mit Verdacht auf Sars-CoV-2 oder bestätigter Infektion außerhalb seines Zimmers auf medizinisch notwendige Zwecke beschränkt sein.
Regierungssprecher Judd Deere teilte indes mit, dass Vorkehrungen vor Trumps Überraschungsbesuch bei dessen Unterstützern getroffen worden seien. Dazu gehörten Schutzausrüstung für Trump, seine Mitarbeiter und Secret-Service-Agenten.
Dennoch standen noch Fragen nach dem wahren Gesundheitszustand des Präsidenten im Raum. Zwar gebe es Hoffnung, dass er schon am heutigen Montag die Militärklinik verlassen und seine Behandlung im Weißen Haus fortsetzen könne, sagte der Lungen-Spezialist Brian Garibaldi. Zugleich räumten die Mediziner ein, dass der Verlauf von Trumps Corona-Infektion schwerwiegender gewesen sei als bislang angegeben.
Seine Sauerstoffwerte seien zwei Mal abgesackt, sagte sein Leibarzt Sean Conley. Am Freitag habe der Präsident «hohes Fieber» und einen Sauerstoffgehalt im Blut von unter 94 Prozent gehabt, und das auch am Samstag. Daher wurde ihm das Steroid Dexamethason verabreicht, das in der Regel für Schwerkranke empfohlen wird. Zuvor waren die Mediziner noch Fragen nach dem Zeitpunkt des Abfallens der Sauerstoffwerte ausgewichen – und hatten diesen Umstand tags zuvor unterschlagen. Zum Zeitpunkt der Pressekonferenz am Sonntag lag der Sauerstoffgehalt den Angaben zufolge bei 98 Prozent, also im normalen Bereich.
Auch ob es Schäden an dessen Lunge gebe, wollten die Ärzte nicht sagen. Es gebe «einige erwartete Befunde», aber nichts Großes, das klinisch Anlass zur Sorge gebe, sagte Conley nur. Was er mit den Befunden meinte, ließ er offen.
Auf die Diskrepanz zwischen seinen Informationen und jenen aus dem Weißen Haus angesprochen, räumte der Leibarzt ein, dass er bewusst ein rosiges Bild von Trumps Zustand habe zeichnen wollen. Es sei ihm darum gegangen, die optimistische Haltung des Teams und des Präsidenten widerzuspiegeln. Man habe aber nicht versucht, etwas zu verbergen.
Der Präsident begann am Freitag eine auf jeweils fünf Tage angelegte Behandlung mit dem antiviralen Mittel Remdesivir, am selben Tag bekam er zudem ein Antikörper-Cocktail verabreicht. Die beiden Mittel wirken auf unterschiedliche Weise: Der Antikörper-Mix soll dem Immunsystem helfen, den Erreger loszuwerden. Und Remdesivir soll die Fähigkeit des Virus hemmen, sich im Körper zu vermehren.
Nach seiner Corona-Infektion startete in New Jersey eine aufwendige Nachverfolgung seiner Kontakte. Das Weiße Haus schickte politischen Verantwortlichen in dem US-Staat eine Liste mit mehr als 200 Gästen eines Spendenevents mit Trump am Donnerstag. Falls sie in dessen Golfclub Bedminster mit dem Präsidenten selbst oder dessen Personal engen Kontakt gehabt hätten, sollten sie sich für 14 Tage in Quarantäne begeben, hieß es in dem Aufruf von Behördenvertretern auf staatlicher und kommunaler Ebene.
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