Der Amtsinhaber verspricht eine «Rückkehr zur Normalität», sein Herausforderer warnt vor einem «langen dunklen Winter»: Im Wahlkampfendspurt haben sich US-Präsident Donald Trump und sein Rivale Joe Biden mit völlig unterschiedliche Krisenrezepten voneinander abgesetzt und gegenseitige Verbalattacken verschärft. Beide gingen am Freitag auf Stimmenjagd im Mittleren Westen, der mittlerweile so schwer von der Pandemie betroffen ist wie keine andere Region in Amerika. Während Trump seinen Landsleuten trotz stetig steigender Corona-Fallzahlen Optimismus verschrieb, schwor Biden die Bürger auf harte Zeiten ein und versprach Transparenz.
Mehr als 229 000 Menschen sind in den USA nach offiziellen Angaben an den Folgen einer Infektion gestorben, Corona und daraus folgende Beschränkungen haben die Wirtschaft massiv in Mitleidenschaft gezogen. Die Pandemie dominiert den Wahlkampf wie kaum ein anderes Thema. Bis zur Wahl sind es noch vier Tage, mehr als 86 Millionen Stimmen sind bereits abgegeben worden.
Unter Druck dürfte vor allem Amtsinhaber Trump stehen, der in den meisten nationalen Umfragen hinter Biden liegt. Letzterer hat auch in fast allen wahlentscheidenden «Battleground States» die Nase vorn, die traditionell zwischen Demokraten und Republikanern umkämpft sind.
Trump betont immer wieder, dass das Land im Kampf gegen Covid-19 «über den Berg sei», obwohl jeden Tag im Schnitt rund 1000 Menschen mit oder an dem Virus sterben. Der Präsident verweist zudem auf Behandlungsmethoden und potenzielle Impfstoffe, die noch nicht zugelassen sind. Biden tut Trumps Zusagen hingegen als Gerede ab und will sich im Falle seines Wahlsieges für landesweit gültige Maßnahmen zur Eindämmung des Virus stark machen.
«Er sagte „ein langer dunkler Winter“», spottete Trump bei einer Kundgebung in Michigan über Bidens Warnung. «Oh, das ist großartig, das ist wunderbar. Genau das, was unser Land braucht, ist ein langer dunkler Winter und ein Anführer, der darüber spricht.»
Bei einem späteren Auftritt in Minnesota beschwerte sich Trump über eine von der Staatsführung auferlegte Beschränkung, wonach nur 250 Personen seine Veranstaltung besuchen durften. Der «ultralinke» demokratische Generalstaatsanwalt Keith Ellison und Gouverneur Tim Walz hätten versucht, «unsere Kundgebung stillzulegen, das Volk von Minnesota mundtot zu machen und eure Freiheiten und Rechte wegzunehmen», sagte Trump. Hintergrund der Anordnung ist, dass das Gesundheitsministerium von Minnesota 28 Corona-Infektionen mit jüngsten Auftritten Trumps in dem Staat in Verbindung gebracht hat.
Trumps Wahlkampfteam hat Kundgebungen des Präsidenten als «friedliche Proteste» gegen Corona-Auflagen bezeichnet. Bei den Events drängen sich oft Tausende, von denen viele keine Gesichtsmasken tragen. Daran hat sich trotz steigender Neuinfektionen kaum etwas geändert. Trump und seine Verbündeten machen kein Geheimnis daraus, dass sie auf den Rückhalt jener setzen, die der Beschränkungen der Staaten überdrüssig sind. Oft sind bei Kundgebungen des Präsidenten Sprechchöre mit Rufen nach der Verhaftung von Lokalbeamten zu hören, die die Corona-Regeln durchsetzen.
Biden warf Trump vor, vor Corona kapituliert zu haben. Es sei Fakt, dass das Land jetzt in einer Situation sei, in der der Präsident nicht wisse, was er tue, sagte der Demokrat vor rund zwei Dutzend Anhängern am Flughafen von Milwaukee im Staat Wisconsin. In Falcon Heights in Minnesota versprach Biden, sich für eine nationale Maskenpflicht einsetzen zu wollen. Auf Twitter reagierte er zugleich auf eine Verbalattacke Trumps, wonach die Demokraten drakonische Maßnahmen planten, die schädlicher sein würden als das Virus selbst. Er habe nicht vor, das Land oder die Wirtschaft stillzulegen, schrieb Biden am Freitag. «Ich will das Virus stilllegen.»
Für Samstag plant Biden im Staat Michigan zwei gemeinsame Auftritte mit Expräsident Barack Obama, dem er von 2009 bis 2017 als Vize diente. Seinen Wahlkampf will Biden am Montag im umkämpften Staat Pennsylvania beschließen, wo er geboren wurde. Dort will Trump am Samstag vier Auftritte absolvieren, in den letzten 48 Stunden vor der Wahl am kommenden Dienstag will der Präsident zudem fast ein Dutzend Kundgebungen abhalten.
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