Pestizide im Gemüse, Weichmacher in der Verpackung, Chemikalien im Trinkwasser: Die Welt, in der wir leben, ist längst massiv von Schadstoffen geprägt. Tausende unterschiedliche, künstlich hergestellte Stoffe werden weltweit eingesetzt. Nur von einem Bruchteil ist überhaupt bekannt, wie sie langfristig auf den Menschen wirken. Im Studio: Susanne Donner, Wissenschaftsjournalistin mit den Schwerpunkten Medizin, Genetik, Chemie und Umwelt.
„Wir leben mittlerweile in einer menschengemachten „Fremdstoffsphäre“. Schadstoffe aller Art umgeben uns jeden Tag“ schreibt die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Susanne Donner in ihrem Buch „Endlager Mensch“. Einige Substanzen stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Von anderen ist bewiesen, dass sie auf den Hormonhaushalt einwirken und zum Beispiel die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Doch von den allermeisten Stoffen wissen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler überhaupt noch nicht, wie sie sich langfristig auf den menschlichen Körper und dessen Gesundheit auswirken.
Der Mensch steht am Ende der Nahrungskette. Das heißt er nimmt dadurch zwangsläufig Stoffe auf, die sich zuvor z.B. in tierischen Produkten (Milch, Eier, Fisch) angereichert haben. Bestimmte Umweltgifte werden in seiner Leber oder in den Knochen gespeichert. Dadurch dass er lebenslang mit diesen Stoffen konfrontiert ist, werden es zwangsläufig im Körper immer mehr. Anders als zum Beispiel noch die Generation unserer Großeltern sind wir heutzutage viel stärker Umweltgiften ausgesetzt. Es gibt sehr naheliegende Gründe, weshalb die Belastung der Erde und des Menschen mit Fremdstoffen keineswegs ab-, sondern insgesamt eher zunimmt: Die Chemikalienproduktion steigt weltweit seit Jahrzehnten stark an. Weit über 160 Millionen Chemikalien haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Laboren synthetisiert, und niemand weiß genau, welche davon wo verwendet werden. Kunststoffe, Klebstoffe, Nahrungszusatzstoffe, Arzneien, kosmetische Inhaltsstoffe, Baustoffe, Farbstoffe – von all diesen Stoffen gibt es sowohl in Summe als auch in absoluten Zahlen heute viel mehr als im Vergleich zum ausgehenden 20. Jahrhundert.
Wie weit die Schadstoffbelastung des Menschen mittlerweile voran geschritten ist, lässt sich zum Beispiel an der Muttermilch ablesen. So haben gestillte Kinder lebenslang in etwa um 50 Prozent höhere Mengen an DDT (ein Insektizid) und PCB (krebserregende Chlorverbindungen) im Blut, verglichen mit ihren nicht gestillten Altersgenossen, schreibt Susanne Donner. Vor allem, wenn Babys sehr lange gestillt werden, macht sich dieser Effekt bemerkbar.
Jeden Tag werden 15 000 neue Substanzen hergestellt. Von den meisten dieser Stoffe wissen wir gar nicht so richtig, wie sie langfristig auf unseren Körper wirken. Um die Unbedenklichkeit von Stoffen zu garantieren, gibt es seit 2007 die EU-Chemikalienverordnung REACH. Sie wurde erlassen, um den Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt vor den Risiken, die durch Chemikalien entstehen können, zu verbessern. Grundsätzlich gilt REACH für alle chemischen Stoffe, d.h. nicht nur für die in industriellen Prozessen verwendeten, sondern auch für die im täglichen Leben vorkommenden, zum Beispiel in Reinigungsmitteln, Farben/Lacken sowie in Produkten wie Kleidung, Möbel und Elektrogeräte.
Mehr Infos zur Sendung: https://www.rbb-online.de/zibb/service/gesundheit/service-gifte-koerper.html