Hoa Bui Duc ist heute 54 Jahre alt. Als junger Mann geht er in Vietnam auf eine Schule für Hochbegabte und macht einen sehr guten Abschluss. Deshalb darf er mit 18 Jahren in die DDR einreisen und an der Humboldt-Universität Jura studieren. Doch als Jurist arbeitet er nie. Denn nach dem Fall der Mauer bekommen er und seine Frau Nguyen Thi Minh Nguyet, die Maschinenbau-Zeichnerin ist, fast neun Jahre lang kein Bleiberecht – und damit auch keine Arbeitserlaubnis. „Von 1989 bis 1997, das war eine lange und verlorene Zeit für mich“, sagt Hoa Bui Duc traurig. Er hat ein sehr gutes Jura-Diplom in der Tasche, aber er kann damit in Deutschland nichts anfangen! Hoa Bui Duc hält sich und seine Familie in dieser Zeit mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Im Jahr 2000 bietet eine Freundin dem Ehepaar ihren Blumenladen zum Kauf an. Der Jurist und die Maschinenbauzeichnerin greifen zu. In Vietnam wäre Hoa Bui Duc heute ein hoch angesehener Rechtsanwalt oder Richter. Doch es ist ihm und seiner Frau wichtiger, in einer Demokratie als in einem sozialistischen System zu leben – auch wenn er dafür frühmorgens auf den Großmarkt fahren und den ganzen Tag in seinem Laden stehen muss. Hoa Bui Duc hat sich damit abgefunden, ein Blumenhändler mit Jura-Diplom zu sein. Nur eines wünscht er sich: „Wenn wir so fleißig sind und uns vernünftig verhalten und leben, dann erwarten wir auch Akzeptanz und Respekt, dass wir hier genauso behandelt werden wie Deutsche“.